Neurosensorisches Training als “Missing Link” in Therapien
Das Thema Therapien begleiten kann ein enorm wichtiges sein, insbesondere weil viele Behandlungsansätze eine Mitarbeit des Patienten oder Klienten erfordern, diese Mitarbeit aber in erster Linie während der Anwendung gefragt ist. Nicht selten fühlen sich Betroffene ihren Behandlungen ein Stück weit ausgeliefert und abhängig davon, dass etwas mit ihnen gemacht wird – ohne dass sie selbst in Eigenregie maßgeblichen Einfluss nehmen oder gar selbst zu ihrer Heilung beitragen könnten.
Neurosensorisches Training kann hier ein hervorragendes Werkzeug sein, um aktiv zu werden, Dinge in die eigene Hand zu nehmen, Selbstwirksamkeit zu erleben und Abhängigkeiten aufzubrechen. Das Schöne an neurosensorischem Training ist, dass es nicht anstrengt und auf “Leichtgängigkeit” ausgelegt ist. Das einzige, was man “muss”, ist: es tun.
Therapien begleiten “auf Goethes Treppe”
Als Goethe in sein Wohnhaus am Frauenplan in Weimar einzog, war seine erste “Amtshandlung”, eine Treppe vom Eingang in die erste Etage zu entwerfen. Er wollte Stufen, “die man nicht müde würde, immer und immer wieder hinauf und hinunter zu schreiten”, schrieb er. Herausgekommen ist tatsächlich eine Treppe, die man nicht müde wird, hinauf und hinunter zu schreiten – die Stufen sind annähernd nur halbhoch und etwas tiefer als gewöhnlich. Mit dem Gehen auf dieser Treppe vergleiche ich gern neurosensorisches Training. Man muss sich dafür nicht extra Zeit nehmen, kann es immer und überall “üben”, auch parallel zu anderen Aktivitäten, für wenige Augenblicke oder so lange, wie es einem gefällt.
Ist neurosensorisches Training selbst eine Therapie?
Nein. Zwar höre ich sehr oft von Klienten und Teilnehmern meiner Seminare und Workshops den Satz “allein, das alles zu wissen, macht schon, dass Dinge besser werden”. Dennoch ist “Wissen” keine Therapie. Für neurosensorisches Training als solches gilt das ebenfalls. Zwar könnte man dem Programm durchaus “therapeutische Effekte” zugestehen, aber aufgrund des Verbots von “Heilversprechen” halte ich mich mit Äußerungen dazu zurück. Berichte und Versprechungen ersetzen eigene Erfahrungen ohnehin nicht. Hinzu kommt, dass “neurosensorisches Training” kein rechtlich oder markenrechtlich geschützter Begriff ist, was aus meiner Sicht allerdings ein Segen ist und hoffentlich so bleibt. Reglementierungen würden meiner Ansicht nach nur dazu führen, dass auch das Potenzial neurosensorischen Trainings reglementiert und beschränkt würde und in der Folge nicht mehr voll zur Verfügung stünde, nicht mehr voll ausgeschöpft werden könnte und auch nicht frei weiterentwickelt werden könnte.
Unser Nervensystem unterliegt “von Natur aus” keinen Limitierungen. Was unser Nervensystem limitiert, sind die Fähigkeiten und Kapazitäten unserer Sinnesorgane, unsere Vorstellungen, Überzeugungen, Glaubenssätze etc. Tatsächlich wird neurosensorisches Training unter vielerlei Bezeichnungen, in vielerlei Gestalt und von vielerlei Anbietern realisiert, mit ganz unterschiedlichen Schwerpunkten und aus verschiedensten Perspektiven heraus. Insgesamt betrachtet ist das von unschätzbarem Vorteil, denn jeder, der sich intensiv mit der Materie beschäftigt, trägt zu ihrer Weiterentwicklung bei. Die vielleicht bekannteste Perspektive, die gar nicht “neurosensorisches Training” heißt, ist übrigens die Feldenkrais-Methode: “Bewusstheit durch Bewegung”. Das Konzept kommt auch in meiner Herangehensweise zum Einsatz.
Welche Therapien begleiten mit neurosensorischem Training?
Kurz gesagt: alle. Allen Therapieansätzen kommen Bewusstheit, der Abbau von unverarbeitetem Stress und eine bessere Selbstregulationsfähigkeit des autonomen Nervensystems zugute. Es ist dabei gleichgültig, ob es sich um Therapien handelt, die auf die Psyche abzielen oder um solche, bei denen der Körper oder eine Erkrankung behandelt werden. Neurosensorisches Training ersetzt keine Therapie – aber sehr häufig hilft es Therapien gewaltig auf die Sprünge. Wenn Sie diesbezüglich spezifische persönliche Fragen haben, melden Sie sich gern jederzeit telefonisch oder per E-Mail.
Neurosensorisches Training und Spiritualität
Neurosensorisches Training kann auch dann von Vorteil für Sie sein, wenn es Ihnen vorrangig darum geht, sich “spirituell” weiterzuentwickeln. Häufig liegen diesem Wunsch Traumata zugrunde, von denen der Betroffene nichts weiß. Viele “spirituelle Praktiken” stellen den Versuch einer Art “unbewusster Selbstbehandlung” dar, teilweise versprechen “spirituelle Lehrer” sogar, dass ihre Praktiken Traumata “auflösen” könnten. Ich gestehe, dass ich dergleichen äußerst kritisch sehe und vielfach keine Auflösung von Trauma, sondern einen handfesten spirituellen Bypass beobachte. Neurosensorisches Training kann vor diesem Hintergrund viel dazu beitragen, einen spirituellen Bypass zu verhindern.